
Westfernsehen
Die Informationssendungen über Politik und Alltag waren im DDR-Fernsehen geschönt, selektiert und klammerten Widersprüche und Probleme aus. Ihr Ton war steif und langweilig. Wer konnte, ließ sich von den Sendungen der ARD und des ZDF unterhalten. „ARD“ wurde im Volksmund mit „Außer Raum Dresden“ übersetzt. Man nannte Dresden und Umgebung auch das „Tal der Ahnungslosen“, weil der Empfang des Westfernsehens in dieser Region technisch nicht möglich war. Ende der 1960er Jahre schickten die SED-Funktionäre noch Partei- und FDJ-Aktivisten auf die Dächer, um „Ochsenkopfantennen“ für den Westempfang absägen zu lassen. Das nützte wenig. Die Menschen reagierten aufgebracht oder tippten sich an die Stirn.

Im Laufe der 1970er und 1980er Jahre befanden sich immer mehr Menschen ab 20 Uhr medial in einem anderen Land. Es war ratsam, auf dem Schulhof oder im Betrieb genau darauf zu achten, mit wem man über das Gesehene sprach. Den „200%igen“ ideologischen Scharfmachern erzählte man besser nichts.
Im DDR-Fernsehen gab es eine Sendung, die scharf mit ARD und ZDF ins Gericht ging – Karl-Eduard von Schnitzlers „Schwarzer Kanal“. Schnitzler, im Volksmund »Sudel-Ede« genannt, argumentierte aggressiv und beleidigend. Er versuchte, Berichterstatter des Westfernsehens als „Feinde des Volkes und des Fortschritts“ zu entlarven. Der „schwarze Kanal“ war die unbeliebteste Sendung des DDR-Fernsehens, die kaum jemand bis zum Ende anschaute. In den 1970er Jahren wurde der „schwarze Kanal“ im Polit-Unterricht der NVA und im Staatsbürgerkundeunterricht an den Schulen eingesetzt. Ob die Sendung tatsächlich gezeigt wurde, lag allerdings im Ermessen des jeweiligen Offiziers oder Lehrers. Jürgen Hohmuth erinnert sich, dass der Leiter seines Lehrlingswohnheims alle Lehrlinge anwies, den „schwarzen Kanal“ zu schauen. Die Anwesenheit wurde kontrolliert.
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Kommentare aus der Ausstellung:
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